"Was stärkt unsere Demokratie?" zentrales Thema bei traditioneller Ratsherrenweckfeier
Im Rahmen der diesjährigen Ratsherrenweckfeier im historischen Rathaus erklärte Festredner Jörg Sommer, was Demokratien stark macht und warum Prozesse manchmal mühsam sein müssen, damit sie wirksam sind.
„Bürgerbeteiligung ist nicht nur ein Trend, sondern ein wichtiges Instrument für die kommunale Zukunftsgestaltung.“ Mit diesen Worten stimmte Oberbürgermeister Julian Stipp die geladenen Gäste auf den diesjährigen Festvortrag der traditionellen Ratsherrenweckfeier ein, die der Gemeinderat am Freitagabend im Bürgersaal des historischen Rathauses beging.
Das Thema des Festvortrages „Keine Angst vor Zukunftsangst – Warum unsere Demokratie mehr kann, als wir ihr zutrauen“ hätte nicht aktueller sein können. Vor dem Hintergrund der jüngsten Enthüllungen über ein Geheimtreffen Rechtsextremer in Potsdam ging der Politikwissenschaftler und Soziologe Jörg Sommer auf die Frage ein, was Demokratien stark macht.
Sommer ist Direktor des Berlin Institut für Partizipation, Koordinator der Allianz Vielfältige Demokratie, Vorsitzender des Fachverbandes Bürgerbeteiligung und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung. Der gelernte Journalist ist zudem Autor zahlreicher Kinder-, Jugend- und Sachbücher, Mitherausgeber des Jahrbuch Ökologie, Demokratieaktivist und engagierter Umweltschützer.
„Demokratie braucht vor allem eins: Demokraten. Und die entstehen nicht von alleine“, führte Sommer gleich zu Beginn seines Vortrages aus und nannte drei Dinge, die eine demokratische Einstellung fördern: Demokratiekompetenz, Diskursbereitschaft und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit.
Um diese Kompetenzen zu fördern und zu stärken, brauche es attraktive Beteiligungsformate für die Bürgerinnen und Bürger. „Wenn Diskurs- in Demokratiekompetenz münden soll, dann braucht es Prozesse, in denen Diskurse ergebnisbestimmend sind, viele Chancen zum Gewinnen und Verlieren auch in kleinen Themen gegeben sind. Rückschritte nicht als Problem und wechselnde Mehrheiten als erstrebenswert definiert sind. Und aus Demokratiekompetenz können nur weitere Selbstwirksamkeitserfahrungen entstehen, wenn wir das Prinzip der permanenten Partizipation leben", erklärte der Politologe.
„Demokratie stärken heißt Demokratie praktizieren“, betonte Sommer. Und das bedeute auch: Streiten lernen. Demokratie zu praktizieren, sei arbeitsam, langsam und mühsam. Aber es sei alternativlos. „Unsere Demokratie wird stark, wenn möglichst viele Menschen die Chance haben, sie zu trainieren. Wenn wir die Menschen an demokratischen Prozessen beteiligen. In unseren Kommunen, unseren Schulen und Institutionen“.
Die größte Gefahr für die Demokratie sei zu wenig Demokratie, fasste Sommer die Kernbotschaft seines Vortrages in einem Satz zusammen und regte an: „Wenn Menschen mit Demokratie nichts anfangen können, sollten wir darüber nachdenken, wie wir ihnen mehr davon anbieten können, statt weniger.“
Musikalisch umrahmt wurde die Ratsherrenweckfeier wie gewohnt durch die Musikerinnen und Musiker Simone Marienfeld, Susanne Hertlein sowie Andreas und Thomas Schunk vom „Quartetto Raddoppiamento“.
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